
Wie Deine Gefühle entstehen
Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt und seiner Wahrnehmung von dieser. Ich finde es spannend, wie oft wir aneinander vorbei reden, ohne es zunächst zu bemerken.
Gerade kürzlich hatte ich zur Wahrnehmung ein schönes Erlebnis. Eine Freundin von mir ist so liebenswert und redigiert mein Buch, das ich gerade fertig geschrieben habe. In einem Kapitel geht es auch über das Thema, das wir uns unsere Gefühle durch unsere Beurteilungen selbst gestalten. Ihr ging es ebenso wie mir, als ich das zum 1. Mal hörte. Sie meinte, man könne nicht einfach alles nur noch positiv sehen. Ich sagte ihr, dass das so überhaupt nicht gemeint sei und ließ sie den Abschnitt noch einmal lesen. Da steht nichts von ‚alles positiv sehen‘ da.
Ich war ehrlich gesagt sogar erstaunt, wie sie den Abschnitt wahrnahm. Also las sie ihn nochmal, mit dem gleichen Ergebnis. Daraufhin überlegte ich mir, wie ich ihr den Zusammenhang zwischen Gefühlen und Beurteilungen anders erklären könnte und fragte sie nach einem Erlebnis, was sie erfreut oder verärgert hatte.
Deine Gefühle entstehen durch Deine Beurteilungen

Sie erzählte mir, dass sie gerade an diesem Morgen ein besonders ärgerliches Erlebnis gehabt hatte. Kurz vor ihrem Haus kam ihr ein dicker BMW entgegen, der sie direkt von der Straße abdrängte. Sie kochte vor Wut und sagte mir, so etwas kann ich nicht gut finden. Dazu muss ich sagen, dass diese kleine Straße im Wald liegt und es kaum Ausweichmöglichkeiten gibt.
Ich sagte ihr, es geht nicht darum, dieses Verhalten gut zu finden, sondern es geht darum, zu erkennen, dass du deine Gefühle selbst machst. Der BMW-Fahrer hat nicht deine Wut gemacht, sondern deine Beurteilung über sein Verhalten.

Jetzt stell dir die Situation doch einmal anders vor: Du bist jemand, der immer vom Besten ausgeht und dir passiert nun dieses Erlebnis von heute Morgen. Du fährst auf die Seite, lässt ihn vorbei fahren. Du weißt zwar nicht, warum das jetzt passiert ist, aber du gehst davon aus, dass es dafür schon einen guten Grund gab. Du bedankst dich beim Universum, dass du kurz bremsen musstest, denn du warst eh ein bisschen zu schnell, und vielleicht hättest du ein Tier überfahren, wenn du nicht vom Gas gegangen wärst. Und jetzt überprüfe mal deine Gefühle. Die Wut ist weg und dafür ist ein Gefühl der Dankbarkeit entstanden.
Sie nickte, wenn man es so sieht, schon.
Ich habe es schon so oft erlebt, dass aus einer Situation, die ich erst als schlecht eingestuft hatte, etwas Gutes dabei heraus kam.
Nur weil wir gerade etwas nicht sehen, heißt das nicht, dass etwas nicht da ist.
